Donnerstag, 1. September 2016

Das Pandora Inn am Restronguet Creek, Reifen wieder dran und Wanderung am St.Anthony´s Head.

Armin hat auf einer Tafel mit dem Wochenprogramm des Golfclubs in Mullion gesehen, dass heute ein einstündiges Spaßgolfen für eine Gruppe eines Kreuzfahrtschiffes stattfindet. Also haben wir heute Morgen Ausschau nach einem Kreuzfahrtschiff gehalten. Die Astor kann es nicht sein, mit der ist Horst gerade Richtung Genua unterwegs. Tatsächlich sieht man am Morgen über dem Dach des Maritime Museums den Schornstein eines  Kreuzfahrtschiffes, seit Mai sind wir jetzt Experten und sehen gleich, dass es auf Reede liegt, also nicht im Hafen selbst angelegt hat. Es ist die Mein Schiff 1, die aktuell auf dem Weg von Dublin nach Southhampton über Falmouth ist und etwa um 19.00 Uhr wieder abgelegt hat. Dementsprechend sieht man den ganzen Tag Tenderboote hin und her fahren, die Strecke ist ganz schön weit, die die zurücklegen müssen. Wer fährt nach Großbritannien, kommt nach Cornwall und lässt sich dann mit dem Bus 30 km zu einem Golfplatz fahren, um da Spaßgolfen zu machen?

Die Mein Schiff 1 sehen wir später am Tag noch einmal von St. Anthony´s Head aus. Vor allem aber können wir sie hören, es klingt als würde ununterbrochen ein Sportflugzeug entlangbrummen.
Der NABU schreibt zu diesem Problem:

"Die Schifffahrt ist einer der Hauptverursacher von Luftverschmutzung in Europa. Ohne Gegenmaßnahmen werden die klima- und gesundheitsschädlichen Abgase von Kreuzfahrt- und Frachtschiffen im Jahr 2020 die Emissionen aller anderen Quellen in der EU übertreffen. Diese Abgasmengen müssen deutlich reduziert werden!Luxusliner machen Träume wahr. Doch dafür zahlen nicht nur die Kreuzfahrt-Teilnehmer einen hohen Preis. Große Kreuzfahrtschiffe sind wie schwimmende Kleinstädte und verbrauchen entsprechend viel Energie. Ihre schmutzigen Abgase – Feinstaub, Ruß, Stickoxide und Schwefeloxide- gefährden Gesundheit, Klima und Biodiversität. Viel zu lange schon genießt die Schifffahrt Ausnahmen, wenn es um effektive Maßnahmen gegen die Luftverschmutzung geht. Das muss sich ändern. Gerade die Kreuzfahrtindustrie, lockt ihre Kunden mit schönen Bildern von blauem Himmel und weißen Stränden. Sie muss endlich handeln, um nicht weiter die Natur und die Gesundheit ihrer Gäste zu gefährden. Dafür setzt sich der NABU ein.Abgase von Kreuzfahrtriesen sind enorm schädlich. Jedes Jahr sterben 33mal mehr Personen an Schiffsabgasen als es Tote beim Unfall der Titanic vor 100 Jahren gab. Doch die Anbieter von Kreuzfahrten verschleiern die dreckige Wahrheit gern. Quelle: https://www.nabu.de/umwelt-und-ressourcen/verkehr/schifffahrt/kreuzschifffahrt/index.html

Das Problem ist vor allem die Benutzung von Schweröl, dass in einem Stadtviertel in New York, das hinter dem Cruise Terminal liegt ,schon zu vielen tödlichen Asthmaanfällen geführt hat. Soweit das Schiff nicht von Land versorgt werden kann (einige Häfen, z.B. in Norwegen haben hier viel in die Technik investiert), müssen die Motoren auch beim Liegen im Hafen oder auf Reede laufen. Das verursacht nicht nur den Lärm, den wir die ganze Zeit gehört haben, sondern auch die krasse Verschmutzung durch die Abgase.

Wir beschliessen beim Frühstück wegen des Nieselregens ( die TUI-Schiff- Leute dachten bestimmt, typisch England ;)), der aber nach der Vorhersage um 11 Uhr aufhören sollte, noch einmal ein Stündchen nach Truro zu fahren, dies aber auf verschlungenen Wegen zu tun und mir kommt die Idee, dass wir zum Pandora Inn fahren könnten, da waren wir zuletzt vor 18 Jahren mit Anneka, Ariane, Dawn und Wolfgang, aber leider erst um 14.30 Uhr und da war die Küche zu und wir haben jeder ca. drei Tüten Kartoffelchips gegessen. Das Pandora in an der Restronguet Passage ist wahrscheinlich der berühmteste Segler-Pub im Land. https://vimeo.com/127461932

Teile des Pubs datieren aus dem 13. Jahrhundert. Der Pub könnte aus einem Cornwall-Bilderbuch stammen.  Zunächst hiess er Ship Inn, bei der Lage direkt am Wasser , lag das auch nahe.
Später wurde es umbenannt:

"The inn was re-named in memory of the HMS Pandora, the naval ship sent to Tahiti to capture the mutineers of Captain Bligh’s Bounty. Unfortunately, the Pandora struck a remote part of the Great Barrier Reef in 1791 and sank with the loss of many crew and mutineers. The captain, Captain Edwards, was court-martialled on his return to Cornwall where he is reputed to have bought this inn."http://www.pandorainn.com/about/our-history/

Wir bestellen einen Cappuccino , für alles andere ist es noch zu früh. Inzwischen hat der Regen aufgehört und die Sonne kommt heraus. Ich wandere durch den Pub und schaue mir die vielen verwinkelten Ecken und Schiffsmemorabilia an. Drei cornische Biere gibt es aus der Handpumpe. Auf der Weinkarte sind Weine gekennzeichnet, die für Vegetarier geeignet sind und Weine, die für Veganer geeignet sind?!? Auf Nachfrage erkundigt sich die junge Frau, die uns den Kaffee bringt einmal, was das sein könnte im Wein, das Veganer nicht mögen: Es ist Hühnereiweiss. Ehrlich gesagt, dass will ich auch nicht im Wein haben.
Außen entdecke ich noch ein interessantes Detail. In die Wand eingelassen ist einer der typischen Briefkästen. Ich meine einen "richtigen" Briefkasten der Post, nicht einen Hausbriefkasten. Am "V" kann man erkennen, dass er noch aus Queen Victorias Zeiten stammt. Davon gibt es nicht mehr allzu viele. Merkwürdigerweise ist der (noch benutzte) Kasten aber nicht rot, wie üblich, sondern goldfarben angestrichen.Daneben ist eine eine kleine Tafel, deren Schrift schon ziemlich verwittert ist. Auf der wird erläutert, warum die Royal Mail diese Farbe verwendet hat:
Am 05.08.2012 erhielt Ben Ainslie (erneut) eine Goldmedaille bei Olympia und wurde damit der erfolgreichste olympische Segler aller Zeiten. Ainslie stammt aus Truro und lernte Segeln in Falmouth. Die Royal Mail löste mit der Aktion ein Versprechen ein, in jedem Ort, aus dem ein erfolgreicher Olympionike stammt, werde sie einen Briefkasten golden anpinseln. In Penzance ist so z.B. auch ein Briefkasten zu Ehren von Helen Glover ebenfalls golden  angestrichen worden.

Von Restronguet aus fahren wir nach Truro und ich kaufe mir ein großes Skizzenbuch.

Dann geht es weiter nach Tregony zur Autowerkstatt . Im Sparladen-Teil des Gesamtarrangements gibt es frische Cornish Pasty und Tchibo(?!)-Kaffee, den wir an eine Mauer um eine Kuhwiese herum angelehnt essen. GBP 190,00 lautet schließlich die Rechnung für den Pirelli-Reifen, das gleiche Fabrikat wie vorher, das ist doch ganz ok, wenn man schon sein Geld für einen Autoreifen ausgeben muss.

Von der Tankstelle aus fahren wir weiter zum St. Anthony´s Head, dort wandere ich ein Stück auf dem Küstenpfad, mache auch eine Skizze mit Kohle. Als ich zurück am Leuchtturm bin, fällt mit auf, dass die Packung mit der Kohle aus der Kameratasche gefallen ist. Das ärgert mich total, da die Kohlestäbe noch von meinem Großvater sind. Ich gehe mit Armin einen Teil des Weges zurück und habe Riesenglück und finde die Packung am Rand des Weges.

St. Anthony´s Head weist mehrere versteckt und halb in die Erde gebaute Befestigungen auf. Es handelt sich um einen Artillerie-Stützpunkt zur Verteidigung von Falmouth, der überwiegend aus dem späten 19. und dem frühen 20. Jahrhundert stammt. Komplett mit Munitionslager, Ausguck und Feuerstation. Die ehemaligen Offiziersunterkünfte aus chorischem Naturstein, werden vom National Trust heute als Ferienwohnungen vermietet. Dazu gibt es noch einen Leuchtturm und natürlich den Küstenwanderweg. An der Einfahrt in die Wasserstraßen von Falmouth strategisch gelegen, kann man heute den 360 Grad-Blick auf dasWasser bewundern, auf der einen Seite der Atlantik und auf der anderen der haben von Falmouth mit den vielen dort hinein mündenden  Flüssen, Bächen und  und Meeresarmen.Sehr gut zu sehen von hier sind auch die Forts Pendennis Castle und St. Mawes Castle auf beiden Seite der Einfahrt.

Zum Abschluss des Abends gehen wir zu Oliver´s essen, gerade mal 200 Meter von unserer Wohnung entfernt. Oliver´s hat zwei Rosetten und viele andere Auszeichnungen. http://www.oliversfalmouth.com

Als Amuse Geule gab es "Scotch Eggs" , normalerweise ein gekochtes Ei in Panade, hier ein Wachtelei in einer knusprigen Kruste, dazu kleingeschnittene Gemüse. Danach hatte Armin einen Krebs/Makrelensalat und ich eine Hähnchen und Chorizo Terrine mit karamellisierten Zwiebeln, Guacamole und Salat. Als Hauptgang hatten wir beide Rinderfilet in Serranoschinkenmantel, gestopft mit Brie, Rotweinsauce, Kartoffelpüree und knackigen grünen Gemüsen. Als dessert hatte ich eine Citrus Tart mit Himbeersorbet und Armin ein Holunder-Pannacotta mit Clotted Cream Eis und grünen Macaronstäbchen. Sehr empfehlenswert, unbedingt reservieren!

Zu den Working Boats bin ich immer noch nicht gekommen. Wird aber nicht vergessen.


Gegenlicht heute Morgen

Pandora Inn Pubschild

Pandora Inn Gezeitenuhr

Heike  und großer, rostiger Schäkel

St.Anthony´s Head, Blickrichtung The Lizard

Aud dem Küstenpfad Richtung Portscatho

Tief unten das grüne Meer

Gräser am Wegesrand 

Herbstlicher Farn

Gräser am Meer 

Bucht bei St.Anthony´s Head

Das hat Armin unterdessen gemacht, sieht sehr unbequem aus

Blick auf St.Mawes

Montbretien

Nur ein Fernrohr, keine Kanone mehr

Mein Schiff 1 und der Leuchtturm 

Wiedergefundene Kohlestifte:)

Der Nichtwanderer

Die Weinlegende

Der rettende Stern

Der goldene Briefkasten

Brombeeren am Küstenpfad

Pandora Inn, Restronguet Creek


1 Kommentar:

  1. Hallo danke für den tollen Beitrag und den schönen Bildern. Mich hätten ja noch Fotos von den ehemaligen Offiziersunterkünfte aus chorischem Naturstein interessiert.

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